Seit dem 01.08. ist es wieder soweit, die Rabenkrähe und Elster dürfen in Niedersachsen bejagt werden.

Ist das überhaupt nötig? Naturschutz oder unnötige Jagd? Die Meinungen gehen auseinander.

Ich persönlich finde z.B. die Massen an Rabenvögeln an der Ihme in Hannover oder im Bereich des Neustädter Gewerbegebietes erschreckend. Meine persönliche Beobachtung ist, dass es immer mehr werden. Aber wie sieht das objektiv aus und richten die Rabenvögel überhaupt Schäden an?

Rabenvögel

Zu den Rabenvögeln gehören neben den bejagbaren Rabenkrähen und Elstern die Eichel- und Tannenhäher, die Dohle und Alpendohle, der Kolkrabe, sowie Saat- und Nebelkrähe.

Raben- und Nebelkrähe gehören zu den Aaskrähen, leben nur südwestlich und nordöstlich der Elbe.

Verwechslungsgefahr gibt es eigentlich nur zwischen der Rabenkrähe und der geschützten Saatkrähe. Diese lassen sich durch den Schnabel unterscheiden. Dieser ist bei der Rabenkrähe schwarz und bei der Saatkrähe grau und grindig.

Fotos siehe unten in der Galerie

Jagdrecht

Die Rabenvögel unterliegen, wie alle europäischen Vogelarten, dem allgemeinen Schutz der EU-Vogelrichtlinie und damit gleichzeitig dem besonderen Schutz des Bundesnaturschutzgesetz. Laut Anhang II Teil B dürfen sie in Deutschland bejagt werden.

Die Fangjagd ist verboten, der Abschuss darf

  • „zur Abwendung erheblicher land-, forst-, fischerei-, wasser- und sonstiger gemeinwirtschaftlicher Schäden“
  • „zum Schutz der heimischen Tier und Pflanzenwelt“
  • für „Zwecke der Forschung, Lehre, Zucht…“

erfolgen. Solange

  • die Arten nicht in ihrem Bestand gefährdet
  • die Brutzeit besteht.

Außerdem ist die Vermarktung der Vögel verboten.

Die Rabenkrähe

Die Rabenkrähe balzt im März und lebt mindestens in Jahresehe. Das relativ große Reisignest wird bevorzugt in Laubbäume und Kiefern gebaut. Die 4-6 Eier werden nur vom Weibchen bebrütet, das vom Männchen versorgt wird. Die Geschlechter gleichen sich äußerlich. Nach 18 Tagen schlüpfen die Jungen und sind nach einem weiteren Monat flügge. Grundsätzlich wird nur einmal im Jahr gebrütet. Die Rabenkrähe wird erst im 3. Jahr geschlechtsreif und kann bis zu 30 Jahre alt werden.

Die große Schwingenfläche von 90 cm sorgt trotz geruhsamen Schlags für eine beträchtliche Geschwindigkeit, die schon manch unerfahrener Jäger unterschätzt hat, so dass die Schrotladung hinter der Krähe landete.

Die Bestände der Rabenkrähe haben sich in den letzten 20 Jahren erholt und sind stabil. Sie sind Kulturfolger und finden reichlich Brutplätze und Nahrung.

Ihr natürliches Nahrungsspektrum reicht von Schnecken, Muscheln, Regenwürmern und Insekten über Vogeleier und Vogelküken bis hin zu Kleinsäugern.

Morgens fliegt die hungrige Krähe von ihrem Schlafplatz zu Nahrungsplätzen, im Sommer frisch gemähte Wiesen, frisch bearbeitete Ackerflächen oder Flächen auf denen Mist oder Gülle ausgebracht wurde, im Winter meist Maissilagen, Müllkippen oder Misthaufen. Dabei hält sie sich meist an feste Flugrouten, entlang an Bachläufen, Hecken, Baumreihen oder Feldgehölzen.

Prädatoren

Über die Rolle von Rabenkrähen und Elstern als Prädatoren und deren Einfluss bestehen sehr unterschiedliche Ansichten. Insbesondere die Höhe ihres Einflusses auf die Populationsentwicklung von Bodenbrütern kann nicht abschließend beurteilt werden. Es gibt verschiedene Studien, die zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

Zusammenfassend lässt sich die dramatische Reduzierung vieler Niederwildarten wie Feldhase, Fasan, Rebhuhn usw. auf einen Faktorenkomplex zurückführen. Als Hauptfaktor sind hier die Veränderungen der Landschaftsstruktur, Praktiken der Landwirtschaft, Veränderungen der Bodenchemie, eine Ausbreitung der opportunistischen Beutegreifer und die Ausbreitung von Neozoen zu nennen. Aber die Rabenkrähen sind gerade bei Bodenbrütern für nicht unerhebliche Verluste die Ursache.

Die Bejagung der Rabenvögel sollte also je nach Revier ein Teil des Wildtiermanagements und Naturschutz sein. Sie muss einhergehen mit Maßnahmen der Lebensraumverbesserung und der Bejagung von anderen Prädatoren und Neozoen, wie Fuchs, Dachs, Marder, Waschbär usw.. Außerdem sollte die Prädatorenbejagung langfristig und großflächig erfolgen. Andernfalls erreicht man nur eine punktuelle Verdrängung.

Schäden in der Landwirtschaft

In der Landwirtschaft können die Rabenvögel erhebliche Schäden verursachen:

  • Beschädigungen von Folien (Abdeckungen von Kulturen, Silofolien)
  • Körnerfraß bei Ansaaten
  • Fraßschäden an Maiskolben
  • Herausziehen frisch keimender Kulturen
  • Zerpicken von Früchten und Gemüse
  • in Einzelfällen, Schäden an Nutztieren

Auch wenn die Summe der Schäden gemessen am Gesamtproduktionswert gering ist, kann der Schaden für den einzelnen Landwirt doch recht hoch sein.

Dokumentation und Quantifizierung der Schäden gestalten sich schwierig. Verschiedenste Abschreckungsmethoden sind bei den intelligenten Vögeln nach kurzer Zeit wirkungslos, so dass eine langfristige Vertreibung kaum möglich ist.

Lockjagd

Die Bejagung der Rabenvögel erfährt eine zunehmende Beliebtheit, wie die Nachfrage an speziellen Seminaren, z.B. am Jägerlehrhof in Springe und anderen Jagdschulen, zeigt.

Die Bejagung erfolgt als Lockjagd, in erster Linie mit einem „freundlichen“ Lockbild. Es spielt den Krähen eine gewohnte, natürliche und sichere Lebenssituation vor, ein Frassplatz. Solche werden von den umherfliegenden Krähen mehrmals täglich in verschiedenen Varianten gesehen. Die gesamte Situation eines freundlichen Lockbildes lockt folglich Rabenvögel zahlreich an, wobei der Anflug ruhig und vertraut erfolgt.

Das „feindliche“ Lockbild mit Fuchs- oder Uhuattrappe dagegen simuliert Gefahr, eine Notsituation eines Artgenossen und erzeugt massiven Stress bei den Krähen. Der Schuss am feindlichen Lockbild ist deshalb für den Jäger sehr herausfordernd. Schon deshalb wird diese Jagd nicht so erfolgreich sein, wie die am freundlichen Lockbild.

Freundliches Lockbild

Für das freundliche Lockbild benötigt man einige Lockkrähen, wobei diese beflockt oder bestrumpft sein sollten, damit sie nicht in der Sonne glänzen. Krähenmagnet/-karussell sind nicht erforderlich, im Internet wird sogar von ihnen abgeraten.

Die Beflockung nutzt sich mit der Zeit ab, was sich nachteilig auf die Lockwirkung auswirkt. Ebenso sollten die Lockkrähen frei von Schmutz, Tau oder Frost sein.

Die Anzahl der Lockkrähen und das Lockbild an sich sollten immer wieder variieren, um die schlauen Vögel zu überlisten.

Das Lockbild sollte am Besten früh morgens, noch im Dunkeln, auf den Flugrouten zwischen Schlafplatz und einer Futterstelle aufgebaut werden. Ca. 12 Schritte von der Deckung, in der sich der Tarnschirm befindet, entfernt wird die erste Lockkrähe platziert. Die Entfernung ist wichtig, da die Krähen sonst aus Angst vor Fressfeinden nicht anfliegen. Die letzte Krähe auf maximal 30 Schritte, so dass anfliegende Krähen sich noch in Reichweite eines waidgerechten Schuss befinden. Die grobe Form des Lockbildes ist oft ein löchriges Oval mit einer U- oder M-förmigen Lücke.

Die Krähen sollten für Rechtsschützen eher links stehen, ca. 10 Schritte rechts und ca. 15-30 Schritte links vom Tarnschirm; für Linksschützen umgekehrt.

Wächterkrähen

Im Internet wird empfohlen eine Wächterkrähe und einen Krähenlocker zu verwenden.

Krähen haben an Fraßplätzen meist ein oder mehrere Aufpasser, die von oben über die Schar am Boden wachen und vor Feinden warnen. Deshalb ist das freundliche Lockbild noch überzeugender, wenn wir Wächterkrähen einsetzen und zwar immer wieder in unterschiedlicher Anzahl und Position.

So streichen die Krähen vertraut an, ohne wildes Umherfliegen und laute Schreie.

Zwei weitere Vorteile des Lockbildes mit Wächterkrähe sind bessere Sichtbarkeit und die Möglichkeit, den Anflug zu steuern. Deshalb ist es wichtig die Wächterkrähen nicht in den Bäumen, sondern 1-2 Meter über der höchsten Begrünung anzubringen. Dazu nutzt man z.B. zusammensteckbare GFK-Stangen. An deren Ende sollte ein Lifthaken sein oder wir müssen in die Lockkrähe ein Loch bohren, um diese zu befestigen. Als Lockkrähe sollte man XL- oder sogar XXL-Lockkrähen nehmen.

Im Winter können die Wächterkrähen auch in den unbelaubten Bäumen angebracht werden.

Die anfliegenden Krähen fliegen selten über die Wächter, sondern um diese herum. Deshalb sollte die Wächterkrähe 10-15 Meter links vom Schirm postiert werden. So fliegen die Krähen in guter Schußposition und werden vom Schirm abgelenkt.

Krähenlocker

Der Krähenlocker gehört sowohl zum freundlichen, als auch zum feindlichen Lockbild, eben mit den unterschiedlichen Rufen. Beim freundlichen Lockbild genügt der einfache Sammelruf in den meisten Fällen aus. Insbesondere in hügeligen und stark bewachsenen Revieren kann man die Krähen so auf weite Distanzen auf das Lockbild aufmerksam machen. Es gibt zahlreiche auf dem Markt, wer da eine umfassende Bewertung zu allen finden will, sollte sich auf www.kraehenjagd.eu umsehen. Da findet man auch viele weitere Tipps zur Ausrüstung usw.

Tarnung

Am wichtigsten bei der Krähenjagd ist allerdings die Tarnung. Durch einen gut positionierten Tarnschirm und Tarnkleidung sollte der Jäger quasi unsichtbar werden. Krähen sind misstrauisch, intelligent und äugen gut.

Der Tarnschirm besteht aus vier Stangen, 10 Klemmen, sowie 4 m Tarnnetz und einer Tarngardine. Tarnnetz und -gardine sollten sich in den gewählten Bewuchs einfügen. Die Tarngardine ist ein sehr dünner, gardinenartiger Stoff, durch den man durchschauen kann. Da der Stoff innen hell ist und somit eine schlechte Tarnwirkung hat, sollte er sparsam verwendet werden. Perfektioniert wird die Tarnung mit natürlichem Tarnmaterial.

Der Tarnschirm wird immer in Hecken, Sträucher, Büsche oder auch die zweite Maisreihe hinein gebaut. Es empfielt sich ihn am Vortag aufzubauen. Auch dabei sollte man möglichst nicht von den schlauen Vögeln gesehen werden.

Tarnkleidung

Zur Tarnkleidung gehören Jacke, Hose, Sturmhaube und Handschuhe. Es sollte keine Haut zu sehen sein. Dabei sollte man darauf achten, dass man mit der Kleidung problemlos in den Anschlag kommt.

Es gibt mittlerweile auch sehr gute Tarnponchos, die mit IRR-Tarnsystem selbst von den Krähen nicht erkannt werden, z.B. von Ghosthood.

Jagdhund

Ein mitgeführter brauchbarer und standruhiger Jagdhund ist ebenfalls ein muss bei der Krähenjagd.

Und dann sollte man mit seinem brauchbaren Jagdhund möglichst ruhig hinter dem Schirm sitzen, da Bewegung trotz aller Tarnung von den Krähen wahrgenommen wird.

Wetter

Das Wetter, aber nicht der Wind, hat Einfluss auf das Flugverhalten der Krähen.

Verwertung

Und dann? Was tun mit den erlegten Krähen?

Hier gibt es diverse erprobte Rezepte, dafür eignen sich besonders die Jungkrähen, die man am rosa Gaumen erkennt.

Hundeführer benötigen Trainingswild, damit der Hund im Einsatz gut arbeitet.

Außerdem kann man die Krähen einfrieren und beim nächsten Lockbild integrieren.

 

Jägerschaft Neustadt am Rübenberge e.V.

Jägerschaft Neustadt am Rübenberge e.V.

In der Jägerschaft Neustadt am Rübenberge e.V. sind die Jäger der Kreise Neustadt am Rübenberge, Wunstorf und Garbsen organisiert.

Bilder­galerie