Die Nachsuche

25.06.2022 | Allgemein, Hundewesen, JS Neustadt

Die Jägerschaft in Zahlen
Die Jägerschaft Neustadt am Rübenberge eV besteht aus 98 Jagdrevieren und einer Fläche von 49.741 ha.
Zum Vergleich, ein Fußballfeld hat 0,714 ha, das heißt die jagdbare Fläche im Neustädter Land entspricht ca. 69.500 Fußballfeldern.
Alleine in der Jägerschaft Neustadt gibt es ca. 700 Jäger, welche hier im Neustädter Land die Jagd ausüben.

Welche Jagdformen unterscheidet man?
Die häufigste Jagdform ist die Einzeljagd.
Diese untergliedert sich in Ansitzjagd und die Pirsch.
Diese Beiden unterscheiden sich darin, dass bei der reinen Ansitzjagd der Jäger, wie der Name schon sagt, auf seinem Ansitz sitzt und von dort die Jagd ausübt.
Bei der Pirsch hingegen geht der Jäger mit Zielstock und Büchse langsam und behutsam durch sein Revier und pirscht sich an das Wild ran.

Zusätzlich zu diesen Arten des Jagens gibt es noch die jährlich ab Herbst stattfindenden Treib- und Drückjagden, auch Gesellschaftsjagden genannt.
Bei der Treibjagd gehen Schützen und Treiber in einer Linie mit brauchbar geprüften Hunden z.B. Wiesen, Hecken, Feldgehöze oder Wintersaaten ab, um auf den Feldhasen oder den Fasan zu Waidwerken.
Die hier geführten Hunde sind in der Regel sogenannte Vorstehhunde, dies bedeutet das der Hund durch erstarren in einer bestimmten Position, das vor ihm liegende Wild aufgrund seiner Witterung anzeigt. Gejagt wird mit der Flinte.
Die Drückjagd hingegen ist eine Bewegungsjagd auf Schalenwild wie zb Reh oder Schwarzwild, dies geschieht mit mehreren Jägern und Treibern.
Das Wild wird durch die Treiber vorsichtig, langsam und durch stilles Durchgehen in Bewegung gebracht und aus der Deckung gedrückt. Durch das langsame und ruhige Drücken kann der Schütze das Wild sicher ansprechen und erlegen. Bei der Drückjagd ist das Mitführen von brauchbaren Jagdhunden in fast allen Landesjagdgesetzen vorgeschrieben.
Am besten werden bei dieser Jagdform einzeln jagende Hunde eingesetzt, welche das Wild nicht zu stark bedrängen. Die hier eingesetzten Hunde sind so genannte Stöberhunde, es können aber auch Hunde aller anderen Rassen eingesetzt werden welche nachdem Landesjagdgesetzen Brauchbar geprüft wurden sind.
So wird mit brauchbaren Hunden und Treibern das Wild vorsichtig aus der Deckung gedrückt, ohne es zu sehr zu treiben. Das so in Bewegung gebrachte Wild kommt den angestellten Schützen möglichst ruhig in Anblick, so dass es sicher und tierschutzgerecht erlegt werden kann. Die Schützen sitzen dabei auf Ansitzeinrichtungen, um möglichst hohe Sicherheit für alle Beteiligten zu gewährleisten.

Wärmebildtechnik in der Jagd
Grade in Zeiten von moderner Technik, wird immer mehr und öfter auf den Anruf beim Nachsuchenführer verzichtet. Schon die Werbung für moderne Wärmebildkameras suggeriert, dass auch Schweiß sofort und ohne Probleme gefunden werden kann und den Hund somit überflüssig macht.
Leider ist dies nur in den seltensten Fällen so. Die Faktoren, ob mit der Wärmebildkamera wirklich Schweiß gefunden werden kann, sind vielfältig. So kommt es nicht nur auf die Menge des Schweißes an, sondern auch auf die Umgebungstemperatur, das geschossene Kaliber und den Sitz der Kugel.
Verlässt man sich zu sehr auf die Technik, dies soll nicht heißen, dass wir diese neuen Mittel nicht nutzen sollten, kann dies zu Fehlentscheidungen führen.
Der zielgerichtete Einsatz der Wärmebildtechnik ist ein gutes und praktisches Hilfsmittel bei der Schwarzwildjagd und der damit Verbundenen ASP – Prävention, aber nicht unbedingt bei der Anschusskontrolle oder der folgenden Nachsuche.

Keine Angst vorm Anruf
Haben wir also trotz modernster Technik gefehlt, sollte der Jäger keine Angst oder Scham haben einen Nachsuchen- bzw. Schweißhundeführer zu kontaktieren.
Die Handynummern, der für die Jägerschaft Neustadt bestätigten Nachsuchenführer, lassen sich schnell im Internet auf der Internetseite der Jägerschaft Neustadt finden.
Da diese Personen sich dem Schutz des Wildes vor Qualen verschrieben haben, sind sie zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar.

Jeder Schütze, egal wie viel Erfahrung er hat, kann eines Tages in diese Situation kommen. Wenn es dann so ist, sollte man ein paar wichtige Punkte beachten, so Krzystof Moltzahn als einer der Nachsuchenführer in der Jägerschaft Neustadt.

Das Wichtigste ist erstmal Ruhe bewahren und die obligatorischen 5 Minuten abwarten.
Danach sollte der Jäger sich zum Anschuss aufmachen. Dort angekommen, sollte der Jäger darauf verzichten, den Anschuss durch unnötiges hin und her laufen zu „verunreinigen“. Vielmehr sollte dieser lediglich deutlich und gut erkennbar markiert werden. Dies kann durch ein Taschentuch, durch Fährtenband oder traditionell durch den Anschussbruch geschehen.
Findet man bereits bei der ersten Anschusskontrolle Pirschzeichen, wie z.B. Knochensplitter, kann man diese in ein Taschentuch einwickeln und dem Nachsuchenführer später vorzeigen.

Ablauf der Nachsuche
Da der angeforderte Nachsuchen- bzw. Schweißhundeführer sich nicht überall auskennen kann, sollte als Treffpunkt ein Ort ausgemacht werden, den jeder einfach finden kann. Dies kann zum Beispiel eine bestimmte Adresse oder etwas Markantes im Gelände sein. Auch kann man sich der Technik bedienen und seinen Standpunkt mittels WhatsApp oder dgl. teilen.

Ist der Nachsuchenführer eingetroffen, sollte der Jäger diesem schon einmal die wichtigsten Eckpunkte nennen können. Diese wären:
Welche Wildart wurde beschossen? (Geschlecht)
Wo wurde das Wild beschossen?
Wann wurde es beschossen?
Welche Fluchtrichtung hat das Wild eingeschlagen?
Gab es Pirschzeichen am Anschuss?
Wurde schon mit einem anderen Hund nachgesucht?

Ist dies alles geklärt wird der Nachsuchenführer sich den markierten Anschuss ebenfalls noch einmal ansehen. Dies geschieht nicht, weil er dem Schützen nicht glaubt, sondern da der Nachsuchenführer in der Regel mehr Erfahrung hat und auch andere Pirschzeichen finden könnte, wie z.B. Schnitthaar oder Schweiß, die aussagen wo der Schuss sitzt.

Der Schweißhund wird nun ruhig und routiniert angesetzt und mit den Worten „Such voran – Verwund“ zur Suche geschickt.
Sowohl Nachsuchenführer, als auch der begleitende Schütze bzw. ein ortskundiger Jäger lassen den Hund nun am langen Riemen seine Arbeit verrichten. Durch die gezielte Ausbildung verweist der Schweißhund jedes noch so kleine Pirschzeichen, so dass der Nachsuchenführer dieses in Ruhe ansehen und beurteilen kann. Bei schweren Nachsuchen, wie z.B. Laufschüssen, ist ein gutes Schweißgespann Gold wert.

Im besten Fall findet das Nachsuchengespann schnell zum verendeten Wild, welches sich im Wundbett, z.B. in Dickungen oder Senken, nieder getan hat und dort verendet ist. Es kann jedoch auch vorkommen, dass das Stück noch nicht verendet ist und aus dem Wundbett flüchtig hochgeht, dies kann zum Beispiel bei Laufschüssen oder Krellschüssen vorkommen.

Ist dies der Fall, muss der Nachsuchenführer entscheiden was er tut. Schnallt er den Hund zur Hatz oder lässt er ihn am Riemen, da z.B. Straßen oder Bahntrassen in der Nähe sind? Durch einen ortskundigen Begleiter oder durch Blick auf das Ortungsgerät, welches inzwischen auf keiner Nachsuche mehr wegzudenken ist, kann in solchen Situationen schnell entschieden werden was sinnvoll wäre.

Wird der Hund nun zur Hetze geschnallt und kann das Wild stellen, trägt nur der Nachsuchen- und Hundeführer den sogenannten Fangschuss an, da dieser seinen Hund genau kennt und ihn im passenden Moment vom Wild abrufen kann, um einen sicheren Schuß zu tätigen.

Was am Ende wichtig ist
Am Ende sollte es nicht der falsche Stolz des Schützen sein, der dem Wild vermeidbaren Schmerz beschert. Auch sollte es nicht falscher Ehrgeiz sein, so dass man evtl. denkt durch Wärmebild oder den eigenen, oft nur unzureichend oder gar nicht geübten und trainierten Hund, finde man das Stück alleine.
Nein vielmehr sollte am Ende die Wertschätzung dem Nachsuchenführer und seinem Schweißhund gelten. Diese trainieren als Nachsuchengespann regelmäßig mit ihren Hunden und führen auch eine Mindestzahl an praktischen Nachsuchen in jedem Jahr durch. Die Nachsuchengespanne kommen egal bei welchem Wetter zu uns bzw. den Schützen und helfen uns das kranke Wild zu finden und doch noch zu strecken. Die Nachsuchenführer sind ehrenamtlich 7 Tage die Woche, 365 Tage für uns Jägerinnen und Jäger im Einsatz und verdienen unsere größte Anerkennung.

 

 

Text und Bilder Vanessa Evers, Obfrau Sozial Media / Öffentlichkeitsarbeit

Bilder: Peter Mendelt mit HS, Krystof Moltzahn mit HS, Bernd Schmidt mit ADBr, Beispiel zur Markierung des Anschusses

Jägerschaft Neustadt am Rübenberge e.V.

Jägerschaft Neustadt am Rübenberge e.V.

In der Jägerschaft Neustadt am Rübenberge e.V. sind die Jäger der Kreise Neustadt am Rübenberge, Wunstorf und Garbsen organisiert.